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Mauritz Rast

Geboren wurde er am 30.11.1838 im Rastenmoos als Sohn des Gemeindeammanns Joseph Rast. 1840 zog die Familie Rast ins "Klösterlihaus" (heute Kirchmatt) ins Dorf Neuenkirch. Er war von Kindheit an behindert (lahme Hüfte) und kränkelte Zeit seines Lebens. In einem amtlichen Bericht wird er als "Landarbeiter" bezeichnet, da er, so gut es ging, auf dem elterlichen Hof mitarbeitete. Im Dorf galt er, zunächst wegen seines hinkenden Gangs, dann aber auch wegen seines menschenscheuen Verhaltens, als Sonderling. Er hing sehr stark an seiner Mutter, die er über alles liebte. Als sie 1875, ein Jahr nach dem Vater, starb warf ihn dieser Verlust derart aus der Bahn, dass er 1880 zuerst in die psychiatrische Klinik St. Urban und ein Jahr später in der psychiatrischen Pflegeanstalt Rosegg, Solothurn, interniert wurde. Eine Schizophrenie machte sich bemerkbar, die sich in Verfolgungswahn und Halluzinationen äusserte. 

Die letzten acht Jahre ab 1994 verbrachte er wiederum in der Pflegeanstalt St. Urban, wo er am 21. Oktober 1902 starb.

Werke

Seine Lieblingsbeschäftigung war das Zeichnen. Die ersten Zeichnungen wirken noch holprig. Seine Werke lassen eine Entwicklung erkennen. Der Stil ähnelt der Appenzeller Bauernmalerei, jedoch primär auf Dorf- und Landschaftsansichten. Als Autodidakt steigert er sich am Motiv. Sein schöpferischer Höhepunkt liegt in den Jahren 1869 - 1875. Nach dem Tod seiner Mutter 1875 brachte er die künstlerische Kraft für weitere Werke nicht mehr auf. Bekannt sind sein Quartbuch mit 102 Häusern, Scheunen und Gehöften, vor allem der Gemeinde Neuenkirch. Sein Werk umfasst Ortsansichten von Neuenkirch, Hellbühl, Adelwil, Sempach, Hildisrieden, Gormund, Römerswil, Rain, Eschenbach, Hitzkirch, Ruswil. 

Ein grosser Teil seiner Werke befindet sich in der Sammlung Müller-Dolder, Beromünster. 

Stil

Mauritz Rast gilt als "peintre naïf". Zweifellos verbinden ihn gemeinsame Züge mit anderen naiven Malern der Vergangenheit. Ein Senntumsmaler à la Appenzeller Alpaufzug ist er aber nicht. Ihm geht die bäuerliche heile Welt ab. Er wird von der aufkommenden Kunst des Fotografierens beeinflusst. Vermutlich fertigte er von seinen Motiven zunächst eine Federzeichnung in Tusche an und kolorierte sie dann. Er erweist sich als gewissenhafter Beobachter, präziser Zeichner und zuletzt auch als - etwas zaghafter - Aus Maler. Stimmung, wie er im zeitgenössischen Impressionismus zum Ausdruck kommt, gibt es in seinen Bildern nicht: Die Bilder sind scharf konturiert.

Er bemüht sich um perspektivische Richtigkeit und um eine ausgewogene Aufteilung in Vorder-, Mittel- und Hintergrund. Sein Stil lässt auf ein absichtliches Gestalten oder auf ein instinktsicheres Anpacken schliessen. Unübersehbar schliesslich ist die biedermeierlich-idyllische Mentalität: Feiertägliche Privatheit, Konversationspaare, Flanieren und Promenieren im Dorf, friedliche Weideszenen, Vögel im Laub - Anklang an Schäferspiel und naive, zeitlose Volkskunst (zitiert nach dem Ausstellungskatalog von 1981 in Neuenkirch, Gemeindearchiv Neuenkirch).