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Edy Renggli

Der Glasmaler Edy Renggli wurde 1922 als Spross einer Glasmaler-Dynastie in Luzern geboren. Allerdings war "Glasmaler" bis in die 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts eher ein handwerklicher als ein künstlerischer Beruf. Edy Renggli aber wollte anderes: selber kreativ sein, eigene Ideen einbringen und verwirklichen. So besuchte er nach der obligatorischen Schulzeit die Kunstgewerbeschule in Luzern. 

Wegen des Zweiten Weltkrieges zog sich das Studium 6 Jahre in die Länge, da der junge Kunststudent bereits mit 18 Jahren in die Armee eingezogen wurde und immer wieder Aktivdienst zu leisten hatte. Offenbar war sein erster Eindruck von der Armee nicht so schlecht, durchlief doch Edy Renggli neben seiner künstlerischen Tätigkeit eine Karriere als Milizoffizier - vom Kanonier bis zum Major (u.a. kommandierte er die aus Wehrmännern von Neuenkirch und Ruswil zusammengesetzte Füsilierkompanie I/43, was ihm später beim Baulandkauf in Hellbühl zustatten kam). Er hielt später fest, dass er im Militär Disziplin und Ordnung gelernt habe, wovon er das ganze Leben lang profitierte.

Nach Kriegsende zog es den jungen Maler nach Paris, wo er an der "Juliane" und der renommierten «Ecole des Beaux Arts» arbeitete. Da es 1946 schwierig war, eine Unterkunft zu finden, musste er die erste Zeit bei der Heilsarmee übernachten - wo er gelegentlich auch mit Flöhen, Läusen und andern "Mitbewohnern" Bekanntschaft machte. Die Nachtarbeit als Kellner im Café Wepler gab ihm die finanzielle Basis. 

Im Sommer 1949 leistete er Militärdienst als temporärer Instruktor der Schweizer Armee, als er für einen verunfallten Oberleutnant das Kommando einer Rekrutenkompanie übernahm und so einen willkommenen Ferien-Verdienst fand.

1950 heiratete er Maria Lustenberger aus Littau, die er 1939 als Keramikerin an der Kunstgewerbeschule kennen gelernt hatte. Er kehrte endgültig nach Luzern zurück und arbeitet in der väterlichen Werkstatt. Noch im gleichen Jahr übertrugen ihm die Architekten Adolf Vallaster und August Boyer die Schaffung grosser Fenster (Schulhaus Geissenstein, Luzern und Wallfahrtskirche Luthern Bad), nach seinen eigenen Entwürfen. 1954 übernahm er das Geschäft seines Vaters.

Renggli profitierte in den folgenden Jahren von einem regelrechten Kirchenbau-Boom. Jede geglückte künstlerische Arbeit brachte weitere Aufträge, so dass heute in der ganzen Schweiz Werke von ihm zu sehen sind. Besonders markante Fenster entstanden in Eschenz TG, Olgiate-Camoscio TI, Kriens und Boncourt (Maison Burrus). Er beteiligte sich an rund 20 eingeladenen Wettbewerben, wobei er 12mal mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde. Speziell zu erwähnen ist ein Auftrag aus Übersee, die Fenster der anglikanischen Kathedrale in der Bundeshauptstadt Washington D.C.

Ende der 50er-Jahre kaufte sich Edy Renggli oberhalb des Dorfes Hellbühl ein Stück Land und begann mit der Planung eines Atelier-Hauses. 1963 zog er in sein neues Haus auf Herischwand in Hellbühl. Den Sommer verbrachte er jeweils in Italien (Portonovo-Poggio) oder Griechenland (Rhodos), wo er ungestört von äusseren Einflüssen an seinen Entwürfen arbeiten konnte.

Er leitete auch die Restaurierung der berühmten Glasfenster in der Klosterkirche Königsfelden. Drei Jahre wirkte er im Vorstand der Kunstgesellschaft Luzern, präsidierte fünf Jahre die Innerschweizer Sektion der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (GSMBA), fungierte 20 Jahre als künstlerischer Berater der Altstadtkommission der Baudirektion Luzern und gestaltete 4 Jahre das Programm des Luzerner Seenachtsfestes. Daneben fand er noch Zeit, von 1971 - 1976 den Fussballclub Luzern (FCL) zu präsidieren.

1990 übergab er seine Werkstatt in Luzern seinem Neffen Christoph Stooss, der somit die Glasmaler-Familientradition in 4. Generation weiterführt. Der Künstler selber zog sich in die Idylle seines Hellbühler Ateliers zurück, wo er weiterhin kreativ und gestalterisch tätig war. Am 20. Juli 2017 starb er. 

Stil

Seine Arbeiten bezeichnete Renggli als "Kunst am Bau". Das Glasfenster muss sich dem Raum einordnen. Die alles entscheidende Frage lautet: Wie viel Farbe und Licht benötigt ein Raum? Aus diesem Grunde hat er nicht einen eigenen Stil entwickelt: Reale Figuren wechseln ab mit abstrakten Kompositionen. Es ging ihm immer darum, herauszufinden, was der Architekt von diesem Fenster erwartet. Er experimentierte mit Glascollagen, einer neuen Technik, die ohne die konventionelle Einfassung der Glasteile mit Bleiruten auskommt, sondern die Gläser direkt auf ein Trägerglas aufklebt. 

Das farbige Antikglas bezieht er von drei spezialisierten Glashütten in Frankreich und Deutschland (Darmstadt, Zwiesel). Lediglich Schwarz kann nachträglich (für zeichnerische Details) aufgetragen und eingebrannt werden. 

Werke

Die Haupttätigkeit von Edy Rengglis Wirken waren Farbfenster in Kirchen, öffentlichen Gebäuden, Glasbetonwände und Wandbilder.

Kirchen und Kapellen mit Renggli-Glasfenstern (Auswahl)

  • Eschenbach SG: Pfarrkirche 
  • Eschenz (TG): Pfarrkirche 
  • Oberhelfenschwil SG: paritätische Kirche 
  • Zofingen: Marienkirche (Krypta) 
  • Meisterschwanden: Pfarrkirche 
  • Kriens: Bruderklausen-Kirche 
  • Luthernbad: Wallfahrtskirche 
  • Escholzmatt: Pfarrkirche (Rosette) 
  • Washington D.C.: Anglikanische Kathedrale St. Alban

Glasbeton-Wände (Auswahl)

  • Boudry (NE): Pfarrkirche 
  • Ebikon: Kapelle St. Clemens 
  • Luzerner Kantonalbank 
  • Luzern: Klinik St. Anna; Fachschule Richemont 
  • Horw: Brändi-Kapelle 
  • Emmenbrücke: Viscosuisse 
  • Einsiedeln: Blauring-Kapelle

Scheibenzyklen (Auswahl)

  • Kloster Wurmsbach 
  • Luzern: Franziskanern-Marienkapelle 
  • Römerswil: Pfarrkirche 
  • sowie in den (ehemaligen) Kapuzinerklöstern Altdorf, Schüpfheim, Schwyz, Rapperswil und Mels

Werke von Edy Renggli in der Gemeinde Neuenkirch

  • Glasfenster im Schulhaus Sonneweid I 
  • Glasfenster in der Kapelle des Altersheims Lippenrüti 
  • Wandbild an der Fassade des Schulhauses Sonneweid II