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Neuenkirchs älteste Zeugen

Funde aus römischer Zeit

1881 wurde in Hellbühl eine römische Kleinbronze (Münze) entdeckt, die heute im Staatsarchiv in Luzern aufbewahrt wird. 1964 wurde in Bremenstall-Chüeweid beim Ackern eine Randscherbe einer “Sigillata-Bilderschüssel“ gefunden. 

Die ältesten Urkunden

In einem Schutz- und Bestätigungsbrief von Kaiser Friedrich I. aus dem Jahre 1173 erscheinen erstmals die alemannischen Hofnamen: Adelwile (Adelwil), Cotsmaningen (Gottsmännigen), Loupenrouti (Lippenrüti). Urkunden sind erhalten vom Frauenkloster, das vom 13. bis 16. Jahrhundert auf dem Areal der heutigen alten Kaplanei nördlich der Kirche stand. Dieses Kloster war aus einer Gemeinschaft frommer Jungfrauen und Witwen entstanden, die ohne feste Regel miteinander ein geistliches Leben führten und Werke der Frömmigkeit und der Krankenpflege taten (Beginen). Kirchlich gehörte das Gebiet von Neuenkirch zur älteren Pfarrei Sursee. Von dieser Zugehörigkeit hat Neuenkirch auch seinen Namen erhalten; denn wegen der zunehmenden Bevölkerung und des weiten Weges zur Mutterkirche in Sursee wurde ein Kirchenbau notwendig. Diese Kirche wurde zur Unterscheidung von der “oberen Kirche” (1036), dem heutigen Oberkirch, die “neue Kirch” genannt. Es ist anzunehmen, dass die erste Kirche Ende des 12. Jahrhunderts erbaut worden ist. Urkundlich wird sie erstmals im Jahre 1256 als “nova ecclesia” und dann 1282 als “Nûwenkilch” erwähnt. 

Die ältesten Hofnamen

Die Entstehung des Dorfes Neuenkirch geht in seinen Anfängen in die Zeiten der Völkerwanderungen (4. Jahrhundert) zurück. Der germanische Volksstamm der Alamannen, der damals die römische Schweiz überflutete, nahm das Land in Besitz, das bis dahin die keltischen Helvetier bewohnt hatten. Die Alamannen bauten Einzelhöfe und Weiler, da sie sich in Familienverbänden und Sippen niederliessen. 
Um das Jahr 500 wurden die Alamannen vom christlichen Frankenkönig Chlodwig besiegt. Damit setzte auch die Christianisierung ein. Die älteste christliche Kirche in unserer Gegend entstand in der karolingischen Zeit (um 800) im Zellmoos bei Sursee, wo heute noch deren steinerner Grundriss im Gelände sichtbar ist.  

Alamannische Hof- und Flurnamen

(Endungen: -wil -ingen -igen -ikon) 
Adelwil, Büezwil, Mettenwil
Rüeggeringen, Sibelingen 
Härdmänigen, Werligen, Trutigen, Wiprächtigen 
Rümlikon

Fränkische Herkunft

Die Franken rodeten sehr viele Wälder und machten sie urbar. Das Roden ohne Entfernung der Baumstrünke nannte man “Schwenden”: Schwendi, Wenischwand. 
Das Roden mit Ausheben der Baumstrünke nannte man "Reuten": Kuhrüti, Neurüti, Kesselrüti.

Belege zu alten Siedlungen

Adelwil
Das grösste Siegel, welches in der Vogtei Rothenburg vorkam, ist jenes der Gemeinden Adelwyl und Neuenkirch. Es stellt den Bischof Ulrich mit Inful, Stab und Buch dar. Die Inschrift des 1723 benutzten Siegels lautet: "Adelwil. Newenkirch". 

Bernhof 
Dieser wird in der Bestätigungsbulle Gregors IX. 1336 unter den Besitzungen des Klosters Engelberg genannt. Bisweilen findet man in alten Urkunden auch die Schreibweise "Bärn"; der Hof ist jedoch älter als die Stadt Bern. 

Emmenwald 
Der Name erscheint erstmals im Rodel des Klosters Luzern mit zwei dem Kloster geschenkten Waldparzellen. 

Helfenstegen 
Ein Hermann von Helfenstegen war 1257 Zeuge; 1325 wird  eine Greta von Erfenstegen im Urbar von Beromünster und eine Adelheid von Erfenstegen im Jahrzeitbuch von Ruswil genannt.

Härdmänigen 
Härdmänigen war 1294 abgabepflichtig an das Spital Luzern. 

Homel 
Der Name "Homel" kommt auch als "Hombold" vor und er wurde ergänzt zu Ober-, Mittler- und Niederhomel. Ulrich von Glamont vermachte 1337 den Klosterfrauen von Neuenkirch von seinen dortigen Gütern eine Stiftung. Sprachliche Ursprung: "hoher Bol" (Bol = Anhöhe).

Lippenrüti 
Ursprünglich auch "Lupinrüty" und "Loupenrouti" genannt. "Lippen" ist die Kurzform des Vornamens Liutbold bzw. Liutbrecht. Das Stift Beromünster bezog 1235, das Kloster Engelberg 1236 Zinsen. Die dortige Mühle gehörte 1315 dem Kloster Neuenkirch als Erblehen.

Mettenwil 
Der Hof Mettenwyl wurde im Februar 1723 von der Burg Rothenburg ins Siegel aufgenommen. 

Rippertschwand 
Früher auch "Riprechswanden", "Reprechtzwanden" und "Riprechtswande" genannt. Mögliche sprachliche Deutung: "rich" heisst soviel wie "König, mächtig"; "perfakt" bedeutet "Pracht". Die dortigen Bewohner zinsten 1180 an das Kloster Engelberg, 1306 an das Haus Österreich, 1325 an das Stift Beromünster, 1333 an das Kloster Einsiedeln. 

Rüeggeringen 
Auch erwähnt als "Rueggeringen", "Ridgeringen" und "Rugerringen". Sprachliche Bedeutung: "bei der Familie Ruodger" (hruod = Ruhn). Der Name kommt 1308, 1325 und 1488 im österreichischen Urbar vor. Zu Rüeggeringen gehörten auch Hellbühl, Herischwand, Stritholz, Helfenstegen, Gspan, Moosschür. 

Sibenlingen 
Erwähnt werden auch "Sibeboldingen" und "Siblingen". "Sibenlingen" bedeutet: "bei der Familie des Sigibold" (vom althochdeutschen sigi = Sieg, boldküun = tapfer; davon das Dialektwort "Bolderi"). Sibenlingen war 1236 an das Kloster Engelberg und an das Stift Beromünster zinspflichtig und bezog seinerseits vom Gut Voremsteg Zinsen. Ein Konrad, der Verre von Siblingen, war im Jahre 1322Gerichtszeuge. 

Voglisberg 
Auch "Vogilspech". 1180 zinspflichtig an das Kloster Engelberg. 

Werligen 
Auch: "Werningen", "Wernlingen", "Wehrlingen". Die heutigen Vorder-, Ober- und Hinter-Werligen waren ursprünglich wahrscheinlich ein einziger grosser Hof. In einer Urkunden von Beromünster 1273 erwähnt. 

Willistatt 
"Willistatt" bedeutet "Wohnung des Willi" (Wilhelm).Ein Rudi von Willistatt war 1478 Zeuge bei einer Vergabung. 

Wiprächtigen 
Ein Ulrich von Rothenburg vergabte 1264 sein dortiges Gut an das Kloster im Hof zu Luzern. Ein Heini von Wiprächtigen wird 1488 im Jahrzeitbuch von Ruswil erwähnt.